Dienstag, 11. November 2014

Ablegen von Gewohnheiten

Gerade bei unserer Ernährung und unserem alltäglichen Tagesablauf schleichen sich feste Gewohnheiten ein. Manche Menschen nehmen ihre Gerichte zu festen Uhrzeiten ein, andere verzichten auf das Frühstück, manche essen an Frusttagen besonders viel oder sie trinken einfach schon immer viel zu wenig. Und wieder andere essen nur abends einmal warm mit der Familie. Und damit es schnell geht, kocht man ungern frische Kost - schließlich war der Arbeitstag stressig genug.

Und genau diese "Gewohnheiten" möchte ich einmal genauer betrachten und hinterfragen. Denn mit meiner Umstellung auf eine vegane Ernährung hat sich auch einiges in meinem Tagesablauf verändert.

1. Feste Essenzeiten

Seit der Kindheit lernen wir schon im Elternhaus zu bestimmten festen Zeiten unsere Mahlzeiten einzunehmen. Besonders Familien halten es für besonders wichtig beim Essen zusammen zu sitzen, häufig mit dem Argument "weil wir es ja sonst nicht tun". In dieser modernen Zeit ist es eher seltener geworden, dass eine Familie Zeit findet einmal am Tag gemeinsam zusammen zu sitzen, um über ihre Tageserlebnisse zu erzählen. Also hat es sich auch eingebürgert dies beim Essen zu tun. Nicht alle haben gleiche Tagesabläufe und es scheint schwer alle Mitglieder zu koordinieren. Doch MUSS dies tatsächlich immer beim Essen geschehen? Was ist aus den guten alten Spielabenden geworden? Leider vergessen wir, dass sich unser Körper schnell daran gewöhnt zu einer bestimmten Zeit Nahrung zu erhalten. Doch wir lassen auch außer Acht, dass alle Familienmitglieder vielleicht auch zu unterschiedlichen Zeiten Hunger haben. Nicht jeder isst gerne morgens um 6 Uhr schon, sondern vielleicht kommt sein Hunger gegen 10 Uhr. Wir richten das Essen nicht mehr nach dem echten Hungergefühl aus. Das führt auch dazu, dass viele garnicht mehr wissen, ob und wann sie Hunger haben. Hunger wird auch gerne mal mit Appetit verwechselt. Dabei hat die Natur uns genau dieses Signal geliefert, damit wir erkennen, wann unser eigener Körper überhaupt einen realen Bedarf an Nahrung hat. Natürlich sollte man darauf achten im genügend Energie und Kalorien zuzuführen, doch ich denke es kann durchaus gesund sein sich einmal von festen Essenzeiten zu befreien. Meistens ergibt es sich auch, dass man dann gemeinsam Hunger bekommen hat. Wieso ist es so schwer beim Zusammenleben mit Anderen auch dessen Hungergefühl zu respektieren. Muss man sich zu einer Mahlzeit zu einer bestimmten Uhrzeit zwingen, nur weil es angeblich immer so war oder so sein sollte? Ist es nicht schöner essen flexibler zu gestalten und den familiären Zusammenhalt auch anders zu gestalten als nur mit gemeinsamen Essen? Ich weiß noch, dass ich als kleines Mädchen mal vor einem Teller Rosenkohl saß, den ich absolut nicht mochte. Mein Vater wendete den Trick an "Du sitzt so lange am Tisch, bis zu aufgegessen hast". Ich saß sehr laaange in der Küche und starrte auf den Teller, der einfach nicht leerer werden wollte. Letztlich musste mein Vater aufgeben. Essen mit Druck klappt nicht - so ist das halt. Vielleicht sollten wir in dieser modernen Zeit uns auch etwas mehr beim Thema Essenzeiten modernisieren. Gut ist allerdings morgens mehr als abends zu essen, denn morgens benötigt der Körper zumindest soviel Energie, dass er den Tag gut überstehen kann. Wichtig ist einfach mal mehr auf den eigenen Körper zu horchen.

2. Kochen muss fix gehen

Nach einem langen Arbeitstag muss es schnell gehen beim Essen. Da fällt es schwer sich noch an den Herd zu stellen und mit frischen Zutaten zu kochen. Und zack - greift man wie aus Gewohnheit zu Fertigprodukten und Schnellgerichten. Fast Food ist wie eine Modedroge geworden - allerdings eine äußerst ungesunde Form der Ernährung. Auch bei Veganern gibt es eine Fülle an möglichen Fertigprodukten. Was im Grunde den veganen Neulingen eine Hilfe beim Umstieg auf eine vegane Ernährung bieten sollte, da sie vielleicht altbewährte Gerichte vermissen, wird von manchen Veganern gerne weiterhin konsumiert. Besser jedoch ist es absolut frisch zu kochen. Denn auch das Kochen mit frischen Zutaten muss gar nicht lange dauern. Je unverarbeiteter die Zutaten sind, um so mehr Nährstoffe und Vitamine sind noch enthalten. Wer dazu noch versucht etwas salz- und fettarmer zu kochen, ist auf der gesunden sicheren Seite. Nahrung ist lebenswichtig - Wieso also achten wir nicht genug darauf was wir essen? Früher mussten Menschen sammeln und jagen, heute meckern wir schon, wenn das Kochen länger dauern würde als die 3 Minuten in einer Mikrowelle. Macht doch das Kochen zu einem Erlebnis! Lasst Kinder oder Freunde mitkochen oder kocht bei guter Laune Musik. Damit Kochen nicht verkümmert, sondern ein schönes Event bleibt.

3. Mahlzeiten aussetzen

Manche frühstücken garnicht, andere essen erst abends einmal deftig warm. Niemand muss zu festen Zeiten essen, aber der Körper braucht über den Tag verteilt seine nötige Energie, um effektiv zu arbeiten. Der Kreislauf muss in Schwung bleiben und wir benötigen genug Kalorien und Energie, um die eigene Konzentration zu sichern oder Müdigkeit und Schwäche entgegenzuwirken. Daher würde ich keinem dazu raten das Frühstück ganz wegzulassen, da gerade morgens der Körper in Gang kommt und Nahrung und ausreichend Wasser benötigt. Auch ist es nicht gut seinen Tagesbedarf auf eine Mahlzeit am Tag zu beschränken. Ich halte es auch zu fraglich, ob man die notwendige Kalorienmenge in eine Mahlzeit quetschen muss. Gerade Veganer müssen darauf achten genügend zu essen, auch von der Menge her. Da viel Obst und Gemüse einen hohen Wasseranteil hat, kann man sich da schnell verschätzen und tatsächlich zu wenig essen. Das merkt man dann schnell auf der Waage oder man fühlt sich körperlich noch nicht fit genug. Logisch. Also lieber den notwenigen Kalorienbedarf decken, in dem man über den Tag verteilt ist oder mehrere kleinere Mahlzeiten einlegt.

4. Mehr Trinken geht nicht

Ich kann halt nicht mehr trinken als 2 Gläser am Tag - Ohja, auch ich gehörte zu dieser Gruppe. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich jemals mehr trinken könnte. Heute komme ich auf 3-4 Liter stilles Wasser pro Tag. Tee extra zähle ich nicht einmal dazu. Und damit bin ich der lebende Beweis, dass man sich Trinken entgegen seiner Gewohnheiten sehr wohl antrainieren kann. So habe ich begonnen morgens direkt nach dem Aufstehen und noch vorm Essen 1 Liter Wasser hinter einander zu trinken, bevor ich frühstücke. Auch geholfen hat mir, das Wasser ohne Kohlensäure zu trinken, damit es pur bleibt und der Körper nicht noch viel zu verarbeiten hat. Still und nicht zu kalt, sondern eher lauwarm trinkt es sich schlichtweg leichter. Trinken ist unheimlich wichtig für den Körper. Er kann die Nahrung besser verarbeiten und man beugt Müdigkeit vor. Auch Kopfschmerzen werden weniger und das allgemeine Wohlbefinden steigt an. Keine Angst vor dem auf Klo gehen - je klarer der Urin eines Menschen, um so gesünder ist er und nicht dehydriert. Häufig auf die Toilette gehen oder nachts auch mal aufstehen sind eher ein gutes Zeichen. Endlich entgiftet der Körper und dehydriert nicht mehr. Ich gehe mittlerweile bis zu 11 mal am Tag und das ist absolut gut und natürlich. Warum Menschen davor solche Angst haben, weiß niemand. Wichtig ist die eigenen geistige Grundhaltung zum Trinken - die meisten Blockaden sind eher selbstgemacht. Also trinken, trinken, trinken! Es geht!

5. Frustessen und Fressattacken

Wer kennt es nicht? Tage, an denen man aus "Frust" immer mehr essen könnte. Diese Gewohnheit ist viel verbreitet. Häufig isst man allerdings soviel "ungesundes" Essen wie Chips, Flips und Schokolade. Die meisten dieser Produkte sind salz- und zuckerhaltig oder sind im schlimmsten Fall mit Geschmacksverstärkern verfeinert worden. Dies hat zur Folge, dass der Körper mehr und mehr davon will. Sie scheinen ja regelrecht süchtig zu machen. Der Hunger ist längst verflogen und Appetit und Langeweile gewichen. Wer jedoch viel frisches Gemüse, Obst und gesunde Kohlenhydrate isst, wird weniger von diesen Gelüsten geplagt. Natürlich mag man sich auch mal einen Keks gönnen, aber wenn man lernt sein gewohntes Essverhalten zu beobachten, merkt man wann es genug ist. Frust kann man bekämpfen und sich fragen, warum man gerade Frust hat. Auch gegen Langeweile findet sich sinnvolles. Sport, Freunde und gesunde Ablenkung. Fressattacken sind dann nicht bedenklich, wenn man viel gesundes frisches Obst, Gemüse oder Reis und Kartoffeln isst. Dabei schaden man sich nicht und vielleicht ist der Heishunger ein Zeichen des Körpers, dass er nach Vitaminen und Nährstoffen lechzt. Dann sollte man vielleicht auch prüfen, ob man seinen Tagesbedarf an Kalorien auch gedeckt hat. Wer doch mal Lust auf Süsses bekommt, kann ja mal Trockenobst testen- Aprikosen, Bananen- oder Apfelchips sind lecker und gesund dazu.

6. Das mag ich nicht

Was man nicht kennt - ist man nicht. Dieser gängige Satz wird oft vorgeschoben, wenn man nicht bereit ist etwas Neues zu probieren. Dabei ist gerade Geschmack etwas anerzogenes und erlerntes. So sind in unterschiedlichen Ländern auch unterschiedliche Esskulturen entstanden. Vieles bekommt man schon in der Familie mit. Wird dort viel mit bestimmten Gerichten oder Produkten gearbeitet, empfinden Kinder dies als einen angenehmen Geschmack, der ihnen dann später als Erwachsene noch sehr vertraut erscheinen und gerne konsumiert werden. Der Geschmack wird im Gehirn als etwas gutes gespeichert, weil es einem ein wohligwarmes Gefühl von Zuhause bietet. Auch Werbung prägt unbewusst den Konsum und damit den erlernten Geschmacksinn. Häufig fällt der Verbraucher auf die Falle Zucker, Geschmacksverstärker, Maisstärke, Glutamat und Farbstoffen rein. Zusatzstoffe sind darauf ausgelegt positive Wirkungen auszulösen, um die Verbraucher zum erneuten Konsum zu locken. Viele ursprüngliche, reine Geschmacksnuancen gehen verloren. All dies prägt auch, was wir als eckelig empfinden. Manche essen nie wieder Kohlrabi, weil sie als Kind von der Oma ein holziges Stück aßen oder verschmähen Rosenkohl, weil ihnen die Art der Zubereitung nicht zusagte. Manche hassen Zwiebeln oder auch bestimmte Kombinationen bei Lebensmitteln nicht. Eine schlechte Erfahrung setzt sich dabei im Gehirn so fest, dass man immer wieder nur bei dem Gedanken daran blockiert. Traurig, denn häufig wäre man überrascht welche neuen Entdeckungen für einen bereit stehen. Mir persönlich hat sich eine ganz neue Welt eröffnet. Ich habe Gemüse und Obstsorten neu entdeckt, die ich früher nicht mochte. Einfach indem ich sie selber zubereitet habe und ihnen eine neue Chance gab. Und es war super! Wichtig ist es offen zu bleiben und alles erst einmal zu probieren ohne Vorurteile und Blockaden. Und man kann so viel neues entdecken. Alleine letzte Woche habe ich Karpernäpfel, Cherimoya, Rucola, Kokosöl und Polenta neu entdeckt. Man nimmt sich selber unheimlich viel, auch an Lebensgefühl, wenn man einfach vieles grundsätzlich ablehnt. Manchmal sollte man auch unterschiedliche Marken ausprobieren - z.B. ist Sojamilch nicht immer gleich, sondern kann von unterschiedlichen Firmen oder mit Abwandlungen immer anders schmecken. Daher nicht gleich aufgeben und weiter austesten. So eine Reise kann wirklich spannend sein! Und bitte nicht immer alles glauben, was die Werbung oder ein Label einem sugeriert. Lieber mal hinterfragen und wachsamer lesen und informieren.

Wenn ich also bei meiner Umstellung auf eine vegane Ernährung etwas gelernt habe, dann mich einfach mal von diesen Gewohnheiten zu lösen. Altbewährtes ist nicht immer gut, nur weil wir uns daran gewöhnt haben. Geschmack ist teilweise über Jahre anerzogen worden und kann neu entdeckt werden. Und auch eigenes Verhalten kann verändert werden. Jeder Mensch hat die Wahl für sich etwas zu verändern - Man muss es nur einfach tun und nicht so arg schnell aufgeben. Vielleicht hat der Ein oder Andere ja eine alte Gewohnheit entdeckt, die er auch lebt. Dann hoffe ich, dass man diese mal genau prüft ;) Bleibt frei von Vorurteilen und löst Euch von festgefahrenen Mustern.
Offene Menschen lächeln mehr und entdecken mehr.



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