Wie ich Veganerin wurde

Seit dem 26.09.2014 bin ich Veganerin geworden. Wie das im Leben so spielt, verändern Dich Menschen in deiner Umgebung und sie setzen in Dir etwas in Bewegung - durch ein gutes Gespräch oder einfach, dass Sie Dir von sich selbst etwas erzählen. Mein Bruder Ricardo hat mir den Buddhismus näher gebracht und als er starb, war der Buddhismus für mich ein großer Trost. Denn ich hatte das Gefühl endlich mal erwacht zu sein, eine Lebensanschauung und Philosophie gefunden zu haben, die meinem Wesen entspricht und die mich offener, friedfertiger und achtsamer mit anderen Menschen und der Welt gemacht hat.

Ich war also schon zu einer neugierigen und weltoffenen Frau herangewachsen, die sich gerne mit unterschiedlichen Menschen austauschte. Lange habe ich viele neue und spannende Dinge für mich entdeckt - woran ich glaube, was ich gerne mache, was und wer mir gut tut. Und dann lernte ich einen Veganer kennen, der mir einfach mal so über sein Leben berichtete und warum er für sich beschlossen hatte Vegan zu leben. Da mein Lebensgefährte und ich schon einmal versucht hatten Vegetarier zu werden, fanden wir das ganze Thema besonders interessant. In uns war im Grunde schon länger der Gedanke gereift weniger bis gar kein Fleisch mehr zu konsumieren, doch vegan zu leben war etwas, womit wir uns nie wirklich beschäftigt hatten.

Doch mein veganer Bekannte hat unbewusst mit diesem interessanten Gespräch ein Rad in Bewegung gesetzt. Denn plötzlich wurde mir klar, dass ich kaum etwas zum Thema Veganismus kannte und wer bin ich irgendetwas zu verurteilen, womit ich mich noch nie richtig auseinander gesetzt hatte. Wir haben also schnell beschlossen uns wieder Vegetarisch zu ernähren, doch nach bereits 3 Wochen war uns das nicht genug. Wir fingen an viel zu lesen, alles rund um das Thema Massentierhaltung.

Richtig verändert hat mich dann der Film "Earthling" oder "Erdlinge" von Shaun Monson. Ich glaube ich habe mich noch nie im Leben so schuldig gefühlt. Mir wurde bewusst, wieviele Tiere jeden Tag von Menschen gequält, misshandelt und getötet werden. Diese Bilder werde ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen. Ich kam mir klein, dumm und naiv vor. Natürlich kannte man all die Berichte im Fernsehen über die Massentierhaltung, doch das ganze umfangreiche Ausmaß,  was tagtäglich stattfindet um den großen Bedarf der menschlichen Konsumgesellschaft zu bedienen, war mir nicht bewusst gewesen. Das erste Mal schämte ich mich dafür ein Teil davon gewesen zu sein. Dafür, dass ich auch einfach im Supermarkt oder im Geschäft zu tierischen Produkten gegriffen habe und es als so selbstverständlich ansah.

Der Satz "Wenn man das Tier selber töten müsste, wären wohl viele Vegetarier" träfe wohl zu, wenn die Menschen sich ihres Konsums und was dieser wirklich bedeutet bewusster wären. Fakt ist, die Verbaucher haben es nicht mehr nötig selber zu jagen oder zu töten. Und die Meisten wollen garnicht wissen, woher ihre Produkte kommen. Die Mühen nehmen die Unternehmen dem Konsumenten ab. Und mir war schlagartig klar, dass ich nie wieder so jemand sein wollte. Als Buddhistin sollte man auch das Leben von Tieren beschützen, denn sie fühlen wie wir und sind Teil der Welt. Auch sie verdienen Respekt und doch habe ich nicht gelebt, woran ich glaubte.

Und aus rein ethischer und moralischer Sicht wurde mir einfach schnell klar, dass es keine humane oder schnelle Art des Tötens gibt. Ich persönlich denke, dass egal wie schnell man es macht, es nichts an der Tatsache ändern würde, dass das Tier gelitten hat. Kein Lebewesen will freiwillig sterben und Tiere empfinden Schmerz, Leid, Angst und all diese Gefühle genau wie Menschen. Nachdem ich tatsächlich erstmal bitterlich bei und nach dem Film geweint habe, beschloss ich Veganerin zu werden. Nie wieder möchte ich etwas konsumieren, was mit dem Quälen oder Töten von Tieren zu tun hat.

Manche argumentieren, dass das Töten zur Natur gehöre. Aber da wir als Menschen weiter entwickelt sind als andere Lebewesen tragen wir auch eine Verantwortung. Man kann sich immer dazu entscheiden sein Leben zu ändern und etwas Gutes für die Tiere oder die Umwelt zu tun. Wenn die Menschen weiterhin so konsumieren, bräuchte man zweimal die Erde um diesen Bedarf zu decken. Und so etwas kann man sich nicht erlauben.

Am Ende ist es eine ganz persönliche Entscheidung im Leben, die man trifft oder auch nicht. Ich wollte Veganerin werden und seither geht es mir jeden Tag besser. Meiner Gesundheit geht es super, meine Haut ist besser geworden, ich schlafe ruhiger und friedlicher und ich lächel den ganzen Tag. So glücklich bin ich darüber, endlich wach geworden zu sein. Als Veganer muss man sich einer Menge Vorurteilen stellen. Man sei kein Genießer - dabei genieße ich heute viel mehr noch als vorher und probiere mich in der Küche aus. Alles würde nicht schmecken - dabei sind Fleischersatzprodukte und eine gute kreative Gemüseküche so abwechslungsreich und schmackhaft.

Wie bei allem "exotischen" Lebensweisen, die nicht identisch sind mit der breiten Masse der Gesellschaft, kriegen es viele direkt mit der Angst zu tun. Viele haben bei dem Wort "vegan" schon Angst, dass man sie verurteilt für ihren Fleischkonsum. Und daher reagieren sie oft mit Ablehnung, falschen Aussagen oder Belustigung. Frei nach dem Prinzip: Angriff ist die beste Verteidigung. Ich denke als ehemalige Allesesserin, dass ich schon wusste, dass ich ein schlechtes Konsumsystem unterstütze, doch wenn ich ehrlich war wollte ich es mir nie wirklich eingestehen. Was man nicht vor Augen hat, berührt einen auch nicht mehr. Warum sich mit banalen Dingen wie Lebensmitteln oder Kleidung etc. beschäftigen?

Die meisten Menschen haben weder Zeit, noch große Lust sich mit diesen Themen zu beschäftigen. Bis es irgendwann einmal ein unumgängliches Thema wird, denn die Ressourcen sind knapp und die Erde gibt es nur einmal. Gegenseitige Vorwürfe oder festgefahrene Vorurteile helfen nicht weiter. Daher denke ich, jeder sollte zunächst so leben, wie er es für richtig empfindet. Natürlich freue ich mich, wenn ein blinder Konsument endlich mal erwacht oder auch einfach Verantwortung für seinen Kauf übernimmt. Viel wichtiger ist jedoch Transparenz und Aufklärung. Ich bin schockiert, wieviele Produkte nicht vegan sind und damit etwas mit Tieren zu tun hatten oder von Unternehmen produziert werden, die Experimente an Tieren unterstützen.

Es gibt für mich keinen Grund mehr tierische Produkte zu nutzen. Weder Inhaltsstoffe, noch Geschmack, noch Medizinischer Fortschritt würden mich heute noch überzeugen wieder Allesesserin zu werden. Ich habe Familie durch Krankheiten verloren, aber Experimente an Tieren sind kein wissenschaftlich effizenter Beweis. Was am Tier wirkt oder nicht, ist beim Menschen nicht vergleichbar.

Im Grunde hat man als Veganer immer zu kämpfen, denn man stellt eine Minderheit dar. Aber ich freue mich und bin stolz darauf. Ich bereue den Schritt nicht und ich vermisse nichts. Im Gegenteil - Ich bin belesener den je und beschäftige mich wohl mehr mit Gesundheit, Ernährung und der Herstellung von Produkten als so manch andere Menschen. Ich habe gelernt meine Kraft sparsam zu nutzen, daher stelle ich mich einer Grundsatzdiskussion mit Allesessern meistens nur, wenn ich spüre, dass tatsächliche Neugierde beim Anderen existiert und vorallem eine gewisse neutrale vorurteilsfreie Offenheit für die Thematik. Leider findet man solche Menschen seltener, aber so wie mein Bekannter bei mir und meinem Lebensgefährten letztlich etwas bewegt hat, werde ich vielleicht eines Tages auch noch jemanden dazu bewegen umzudenken.
Kleine Schritte können schon viel bewegen. Ändern kann man sich nur alleine, nicht andere. Daher wünsche ich mir als Veganerin einfach mehr Verständnis, Offenheit und Toleranz. Genau dieselbe die ich anderen Menschen entgegenbringe, die vielleicht einfach anders als ich denken.

Eure Mamea alias Vegandella



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