Freitag, 17. Oktober 2014

Do you like "The Taste"?

Ich weiß nicht wieso, da ich mittlerweile wenig Fernsehen gucke, aber neulich Abend dachte ich schaue ich mir die Sendung The Taste noch einmal genauer an und aus der Perspektive einer Neu-Veganerin.

Hier ist der Name angeblich Programm. Mit Slogans wie "Nur der Geschmack zählt!" oder "Ein Mund voll geiles Essen" werden hier wieder einmal Zuschauer zum Einschalten geködert. Diese Sendung gliedert sich ein in eine Fülle von Kochshows, neuen Star-Fernsehköchen, Restaurantrettern und Foodsendungen.
Deutschland sieht sich satt daran, im wahrsten Sinne des Wortes.

Offensichtlich scheint es ein kocheifriges Publikum vor deutschen Fernsehern zu geben, die nix lieber mögen als Kochen und gutes Essen. Dabei ist Geschmack gerade beim Essen wohl relativ, genauso wie die Auslegung von gesundem Essen. Viele Menschen sind übergewichtig und die meisten haben, wenn sie mal wieder gestresst von der Arbeit nach Hause kommen, weniger Lust auf Haute Cuisine, statt schnelles Fastfood. Fix was im Magen, statt stundenlang vorm Herd stehen. Doch seltsamerweise boomen diese Kochsendungen und schießen wie Pilze aus dem Boden.

Man könnte meinen, Deutsche interessieren sich tatsächlich für ihre Lebensmittel und dass leckere Küche ganz oben auf ihrer Hitliste stehen. Doch im Alltag zeigt sich ein eher anderes Bild. Fertigpizzas und Fertiggerichte fluten die Supermärkte und die Meisten haben keinen blassen Schimmer, was sich hinter all den E-Nummern wirklich in Ihren Produkten befindet. Doch das ist ein anderes Thema.

Do you like "The Taste"? - Ehrlich gesagt, aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet, fand ich die Sendung total am Thema vorbei. Zum Einen bewerben sich hier Kandidaten, die zwangsläufig mit tierischen Produkten arbeiten müssen, wenn sie mitmachen wollen. Ein veganer Hobbykoch würde hier also nie mitmachen können, um einmal zu zeigen, dass auch eine vegane Küche klasse Geschmack auf einen Löffel zaubern kann. Traurig, aber wahr und damit ist diese Sendung nicht im modernen Zeitalter angekommen. Schade!

Und damit sind wir beim heiß begehrten Löffel. Die Kandidaten kochen sich in 2 Stunden absolut an ihre nervlichen Grenzen. Riesen Töpfe werden benutzt, um einen Selleriestampf zu kochen, von dem am Ende nicht mal ein halber Teelöffel auf dem winzigen "Präsentations-Löffel" landet. Zwangsläufig kam mir der Gedanke, wohin all diese vielen gekochten und eher verschwendeten Lebensmittel landen? Im Müll? Es wird gekocht, um alle Geschmacksnuancen auf einen kleinen Löffel zu drapieren. Doch wieso? Was ist aus den guten Tellern geworden? Sind die nicht mehr originell genug, überlegen sich Produzenten solche, an den Haaren herbeigezogene Konzepte. In Afrika leiden Kinder an Hungersnot und hier kochen sie im großen Stil, um das meiste wieder zu entsorgen.

Für eine spezielle Kochaufgabe präsentiert man ganze Kühlkisten voll mit Jakobsmuscheln, Lachsen und Königskrabben. Am Ende sind all diese Tiere gestorben und verwendet werden vielleicht 5 davon. Interessiert aber keinen, sieht ja beleuchtet schick vor der Kamera aus. Manchen soll hier schon der Sabber runterlaufen, mir leider graute es vor dem Anblick. Die Kandidaten waren auch hier zum Teil überfordert., weil sie zu Hause noch nie mit solchen Produkten gearbeitet haben. Einer der Kandidaten hat die Krabbe wirklich mit dem Hackmesser maltratiert und sie herumgeschleudert, statt anständig zu kochen.

Wie weit sinkt das Niveau des Fernsehens noch? Die Profiköche schmecken nicht einmal feine Gemüsenoten im Püree heraus, machen sich gegenseitig herunter, nehmen ihre Kandidaten kaum wahr und keifen diese die meiste Zeit nur an, so dass manche heulend zusammenbrechen. Ist es wirklich das, was man sehen mag? Nein.

Ich liebe Kochen und ich mag mir auch als Veganerin gerne Inspirationen holen, aber wenn man die "vegane" Woche beim perfekten Promi-Dinner sieht und am Ende auch hier vegane Kandidaten mosern nicht "satt" zu werden oder das "Endfazit" der Woche eine vegane Mission gewesen sein sollte, dann ging das bei VOX eher in die Hose. Die Sender haben wenig Feingefühl für ordentliche Dokumentationen zu dem Thema.

Da lobe ich mir auf ARTE eine Sarah Wiener, die in Indien sich auf eine Entdeckungsreise zum Thema Curry begibt. Die liebevoll bei Einheimischen im Garten Gewürze sammelt, herzlich und offen auch auf fremde Menschen und Esskulturen zu geht. Eine Sarah Wiener, die für Ihre Gäste Entenbrust präsentieren wollte und als sie sah, wie die Ente getötet werden, freiwillig nur eine Ente statt 3 für ihre Gäste opfern wollte. Sie hat geschluckt und gemerkt, was es bedeutet. Also macht sie weniger, was auch schon einmal ein Schritt war.

Leider sieht man in diesen hoch attraktiven, modernen Kochshows immer nur die Fleisch und Fischwaren in zubereitungsfähiger Form, selten das Tier und die Tötung dahinter. Das wird bei Genuß ja gerne einmal ausgeblendet. Doch wieso gehört auf jeden Löffel Fleisch oder Fisch? Warum muss es immer ein Grundbestandteil eines abgerundeten Geschmacks darstellen?

In der Werbung habe ich weiter geswitched und lande bei RTL 2 auf einer Sendung, wo sie tatsächlich junge dicke Kinder vorführen, die nun von ihren Eltern in eine Ernährungsklinik geschickt werden, um ihr Übergewicht in den Griff zu bekommen. Da sitzt dann der Arzt und verkündet den Eltern, dass ihre Tochter ganze 6 Kilo abgenommen hat. Er zeigt Vorher- / Nachherbilder und die Eltern sind ja ach so stolz auf ihr Kind. Niemand fragt sich, ob ein so junges Mädchen in der Schule wegen dieser Sendung nicht noch gemobbt wird. Der Arzt schimpft nicht die Eltern dafür, dass sie zu zuckerlastig und fettig gekocht haben für ihr Kind. Nein, er ermahnt die Kleine auch zu Hause schön weiter ihre Übungen zu machen "auch wenn Mama mal nicht mit laufen mag". Das kleine Mädchen lächelt stolz und nickt doch beschämt. Vermutlich geht sie mit Elan und neuem Lebensmut nach Hause, um festzustellen, dass es doch wieder so ist wie immer. Wenn die Eltern nicht umdenken, wieso sollen es die Kinder dann tun?

Spätestens dann war ich langsam mal wieder vom Fernsehprogramm angewidert. Nicht nur, dass sie dicke Menschen vorführen, nun auch noch die armen Kinder. Wo man zeitgleich Deutschland mit all diesen Kochsendungen flutet. Esst und esst und esst..! Essen ist geil, genussvoll und die Hälfte davon ist meistens ungesund. Egal. Hier wird fleißig weiter vor Kameras gebrutzelt, alles in Öl, Sahne und Butter ertränkt. Lebensmittel werden falsch bearbeitet oder in Maßen schlichtweg verschwendet. Ich weiß nicht, ob es an meiner neuen Lebensweise liegt, oder ob ich als Veganerin einfach mal Sendungen und Werbung aus einem anderen Blickwinkel betrachte. Früher dachte ich bei The Taste wohl auch wie lecker, heute schüttelte es mich buchstäblich.

Manchmal wünschte ich mir eine vegane Kochsendung zur Primetime. Oder dass Veganer sich auch bei The Taste bewerben könnten ohne mit Rindfleisch oder Muscheln kochen zu müssen, und die trotzdem klasse Geschmack auf den Löffel zaubern. Oder dass Köche wie Tim Mälzer, Frank Rosin, Lea Linster oder Alexander Herrmann auch mal vegan kochen müssten, um zu zeigen, dass sie ihren Koch-Horizont auch erweitern könnten. Doch das bleibt wohl nur ein Traum. 

Fazit: Lieber wieder die Kiste ausmachen und ein gutes Buch lesen. ;)

P.S.: Sat 1 will ab kommenden Mittwoch eine Produktsendung einführen, wo sie mal zeigen wollen, wie ein Produkte tatsächlich ensteht, wie es hergestellt wird und was all die Zusätze auf der Verpackung tatsächlich bedeuten. Leider oder natürlich läuft sie erst um 22:40 Uhr (Wer wird es um diese Zeit noch gucken?). Ich werde auch da mal reinschauen, um mir ein eigenes Urteil zu bilden. Mal sehen wie seriös sie berichten. Doch man sollte, wie immer, nicht zu viel erwarten. 

2 Kommentare:

  1. Hallo Vegandella!
    Mir geht es ähnlich bei solchen kochshows, hast du mal über die doppelmoral der Köche nachgedacht?
    In ihren shows erzählen sie immer das NUR frische und Glutamatfreie Produkte verwendet werden. Man wird sogar aufgefordert Glutamat und Hefeextrakt usw. aus der Küche zu verbannen. Was ich gut finde. Aber... was seh ich dann im Lidl , Penny etc. ?
    Der koch der diese sachen sagt, grinst mich dan auf einer konservendose an. Natürlich sind dort glutamat oder hefeextrakt enthalten.
    Hmm.. weiß nicht was ich darüber denken soll? Geld verdirbt Menschen? Erst prangern die Spitzenköche zusatzstoffe an, und dann machen sie werbung für eine schnelle tütensuppe in der diese zusatzstoffe enthalten sind.
    Naja MfG Horst

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Horst, dein Gedankengang ist ebenfalls verständlich. Ich denke auch, dass man als Berufskoch, der vegan wird, schon in einen beruflichen Konflikt gerät. Aber wie auch unsere Spitzenköche hat jeder Mensch die Wahl das Beste aus seinem Beruf zu machen. Wenn man glutamathaltige Lebensmittel mit Hefeextrakten und schädlichen Zusatzstoffen nicht befürwortet, sollte man sich genauer informieren für welche Produkte man auch als profikoch Werbung macht. Genauso wie man sich auch als veganer Koch eine neue Nische suchen kann und vielleicht ein eigenes kleines veganes Restaurant eröffnet oder sich einen veganfreundlichen Arbeitsplatz auswählt. Wie alles im Leben liegt es an den betreffenden Personen selber Änderungen auch zu "leben". Leider ist es ja allgemein so, dass Produkte und Werbung viel versprechen, was sie nicht einhalten. Und ich denke als Veganer weiß man besonders, dass eine Tütensuppe nicht gut ist, weil ein Spitzenkoch einen darauf anlächelt. Mit Sicherheit kann Geld auch Menschen verderben und blind machen. Bin gespannt wann ich das nächste Mal einen Spitzenkoch auf einer Dose grinsen sehe und natürlich werde ich einen Blick auf die Zutatenliste werfen ;) LG Vegandella

    AntwortenLöschen